Internes Employer Branding ein Rechenbeispiel

Wie HR mit internem Employer Branding Millionen spart

Interne Employer-Branding-Maßnahmen sind der unterschätzte Hebel gegen hohe HR-Kosten und Fluktuation – mit spürbarer Wirkung. Wer nur auf externe Sichtbarkeit setzt, verschenkt Potenzial und wertvolles HR-Budget. Wie groß der Effekt wirklich ist, zeigt unser Praxisbeispiel.

Warum internes Employer Branding bares Geld spart.

In vielen Unternehmen liegt der Fokus beim Employer Branding auf der externen Sichtbarkeit. Sie investieren in die Außenwahrnehmung ihrer Arbeitgebermarke, um neue Talente zu gewinnen und sich im Wettbewerb um Kandidat:innen gekonnt als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Karrierewebseiten werden optimiert, Social-Media-Kampagnen gestartet und Arbeitgeberauszeichnungen angestrebt. Alles richtig – aber: Die stärkste Wirkung entfaltet die Arbeitgebermarke dort, wo sie täglich gelebt wird – im Unternehmen selbst. Dort, wo Mitarbeitende zu Multiplikator:innen werden können – oder zu stillen Kostenfaktoren.

Denn wer seine Arbeitgebermarke auch intern vermarktet, nutzt das volle Potenzial vom Employer Branding – intern wie extern. Und das spart finanzielle Ressourcen, die schnell in die Millionen gehen. Gelder, die man sinnvoller und effektiver im internen Employer Branding einsetzen kann.

Die Wirkung interner Employer-Branding-Maßnahmen entfaltet langfristig Wirkung – ähnlich wie beim Zinseszins. Wertgeschätzte Mitarbeitende bleiben. Und sie leisten mehr, fehlen seltener und empfehlen ihr Unternehmen weiter.

Franziska, Employer Brand Strategist bei YeaHR!

Doch genau hier liegt die Herausforderung für viele HR-Verantwortliche: Der Impact lässt sich nicht so einfach an einzelne Maßnahmen koppeln. Aber wir machen ihn sichtbar – mit einem Rechenbeispiel.

Die Kosten fehlenden internem Employer Brandings.

Unternehmen ohne starkes internes Employer Branding tragen hohe Kosten – etwa durch Fluktuation, ineffiziente Prozesse und geringe Motivation. Diese Kosten entstehen vor allem durch erhöhte Mitarbeiterfluktuation, geringere Mitarbeiterbindung und ineffiziente Personalprozesse. Die wichtigsten Kostenfaktoren bei fehlendem internem Employer Branding sind:

Fluktuationskosten:
Fluktuation ist teuer – und wird in vielen Unternehmen immer noch unterschätzt. Die Kosten für die Neubesetzung einer Stelle liegen laut Studien schnell bei 30-50 % des Jahresgehalts. Dazu kommen Produktivitätsverluste, Know-how-Abfluss und negative Effekte auf das Teamklima.

Direkte Rekrutierungskosten:
Kosten für Stellenanzeigen, Personalvermittlungen, Headhunter, Bewerbungsprozesse und Vorstellungsgespräche.

Einarbeitungs- und Schulungskosten:
Neue Mitarbeitende müssen eingearbeitet und geschult werden. Das bindet Ressourcen und verursacht zusätzliche Kosten, da erfahrene Mitarbeitende für die Einarbeitung abgestellt werden müssen und die Produktivität während der Einarbeitung sinkt.

Abfindungs- und Austrittskosten:
Hierzu zählen Abfindungen, Lohnfortzahlungen bei Freistellung, Kosten für Exit-Gespräche und administrative Austrittsprozesse.

Produktivitätsverluste:
Während der Vakanz und Einarbeitung neuer Mitarbeitender entstehen Produktivitätsverluste. Auch das Team ist durch den Weggang belastet und kann nicht sofort die gleiche Leistung erbringen.

Verlust von Know-how und Kund:innenbeziehungen:
Mit dem Ausscheiden von Mitarbeitenden geht wertvolles Wissen verloren. Langjährige Kundenkontakte und spezifische Fachkenntnisse sind oft schwer zu ersetzen.

Fehlbesetzungsrisiko:
Ohne starke Arbeitgebermarke steigt das Risiko von Fehlbesetzungen, die wiederum neue Fluktuationskosten verursachen können.

Opportunitätskosten durch unbesetzte Stellen:
Offene Positionen führen zu entgangenen Aufträgen, verzögerten Projekten und geringerer Wettbewerbsfähigkeit.

Kosten durch sinkende Motivation und innere Kündigung:
Fehlendes internes Employer Branding kann zu geringerer Identifikation, Motivation und Leistungsbereitschaft führen. Die volkswirtschaftlichen Kosten innerer Kündigung sind enorm und schlagen sich auch im Unternehmensergebnis nieder.

Unsere Empfehlung:

Starte mit kleinen, klar messbaren Maßnahmen. Kommuniziere transparent. Und beziehe Führung und Mitarbeitende konsequent ein. So wird aus Employer Branding nicht nur Imagepflege – sondern Investition mit Rendite.

Kein internes Employer Branding? Ein Rechenbeispiel.

Nehmen wir ein mittelständisches Unternehmen mit 1.000 Mitarbeitenden mit folgenden Eckdaten als Beispiel:

  • 100 Mitarbeitende verlassen pro Jahr das Unternehmen
  • 130 Mitarbeitende haben innerlich gekündigt
  • 21.000 Krankentage pro Jahr

Daraus ergeben sich diese Kosten pro Jahr:

Recruiting-Kosten pro Neueinstellung (8.000€)

  • Gehen wir davon aus, dass die Fluktuation inklusive der Frühfluktuation in den ersten sechs Monaten bei rund 10 % liegt. Von den sich daraus ergebenen 100 offenen Vakanzen können 80 Stellen im selben Jahr besetzt werden. Dadurch entstehen folgende Kosten: 

→ 80 MA × 8.000€ = 640.000

(Die Kosten für die 20 nicht besetzten Stellen sind nicht inkludiert.)

Kosten innerlich gekündigter MA (10.000€/Person)

  • Laut dem Gallup Engagement Index 2024 haben rund 13 % der 46,1 Mio. Erwerbstätigen (Statistisches Bundesamt) innerlich gekündigt – das betrifft also circa 5.993.000 Erwerbstätige. Das verursacht insgesamt 113,1 Mrd. Euro (Produktivitäts-) Verlust für die deutsche Wirtschaft. Für unser Rechenbeispiel heißt das:

→ 130 MA × 18.865€ = 2.452.450

AU-Tage (ø 300€ pro Tag)

  • Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) fand heraus, dass 2023 ein:e Arbeitnehmer:in rund 21 Arbeitsunfähigkeitstage beansprucht. Ein durchschnittlicher Krankheitstag kostet ungefähr zwischen 250 und 400 Euro. In unserem Beispiel gehen wir von 300 Euro aus. Das hat zur Folge:

→ 21.000 AU-Tage × 300€ = 6.300.000

Insgesamt ergeben sich aus dieser – zugegeben recht konservativ geschätzten Rechnung – Gesamtkosten in Höhe von 9.392.450 € pro Jahr.

Interne Employer-Branding-Maßnahmen, die Kosten senken.

1. Gelebte Werte und Kultur erlebbar machen
Employer Branding beginnt intern: durch Führung, Kommunikation und Verhalten. Wenn Purpose und Werte nur auf der Karriereseite stehen, aber intern nicht gelebt werden, wirkt das nicht nur unglaubwürdig, sondern demotivierend.

Konkrete Maßnahme: Werte-Workshops mit Mitarbeitenden aus allen Abteilungen, kombiniert mit Leadership-Trainings zur kulturorientierten Führung.

2. Transparente Kommunikation und echte Einbindung

Unwissenheit und fehlende Partizipation sind Hauptgründe für Unzufriedenheit. Wer gut informiert ist und mitgestalten kann, fühlt sich wertgeschätzt.

Konkrete Maßnahme: Einführung eines internen Employer-Branding-Newsletters + monatliche Feedback-Formate mit HR und Geschäftsführung.

3. Mitarbeitende sichtbar machen und Erfolge feiern
Menschen wollen gesehen werden – vor allem für das, was sie leisten. Sichtbarkeit steigert Motivation und Bindung.

Konkrete Maßnahme: Interne Kampagnen-Formate wie #FacesOfYourCompany oder digitale Bildschirme mit Mitarbeitendenporträts und Erfolgsstories.

4. Führungskräfte zu Markenbotschafter:innen machen
Führungskräfte sind die wichtigsten Träger:innen der Arbeitgebermarke nach innen. Sie müssen verstehen, was Employer Branding bedeutet – und wie sie es vorleben.

Konkrete Maßnahme: Schulungen zu „Führung als Kulturverstärker“, regelmäßige Austauschformate mit HR und Begleitung durch interne Kommunikation.

Was internes Employer Branding bewirken kann.

Angenommen, Arbeitgeber setzen gezielt diese Maßnahmen für internes Employer Branding um, kann sich eine enorme Hebelwirkung entfalten. Anhand unseres Rechenbeispiels kann das zur Folge haben, dass:

  • Fluktuation auf 8% sinkt (20 Personen weniger)
  • 20 Personen aus der inneren Kündigung zurückkehren
  • 500 weniger AU-Tage entstehen
  • 10 Einstellungen über Mitarbeitendenempfehlung erfolgen

Einsparungen im ersten Jahr:

  • 20 weniger Neueinstellungen × 8.000€ = 160.000
  • 10 Empfehlungen × 8.000€ = 80.000
  • 20 Rückkehrer × 18.865 € = 377.300 €
  • 500 Krankentage × 300€ = 150.000

Summe: 767.300€ Ersparnis – allein im ersten Jahr.

Und das ist nur der Anfang. Langfristig steigt die Wirkung: höhere Motivation, stärkere Identifikation, geringere Fehlzeiten, bessere Teamkultur, stärkere Performance.

Mitarbeitende, die sich mit den Werten und der Kultur ihres Arbeitgebers identifizieren, sind loyaler, engagierter und werden selbst zu glaubwürdigen Botschafter:innen. Employer Branding ist damit kein reines HR- oder Marketingthema, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor für Unternehmen jeder Größe.

Franziska, Employer Brand Strategist bei YeaHR!

Warum sich interne Maßnahmen langfristig doppelt auszahlen.

Was viele Entscheider:innen unterschätzen: Internes Employer Branding ist nicht „nice to have“, sondern ein Business Case. Der Return on Investment ist real – auch wenn er nicht direkt auf den ersten Workshop oder das erste interne Event zurückzuführen ist.

Stattdessen entsteht eine Dynamik, die sich mit jedem Monat stärker auswirkt: mehr Vertrauen, mehr Zusammenhalt, weniger Wechselbereitschaft, mehr Performance. Genau dieser Zinseszinseffekt macht internes Employer Branding zum entscheidenden Hebel.
Wer Employer Branding ernst nimmt, beginnt bei den eigenen Leuten. Denn sie sind die glaubwürdigsten Markenbotschafter:innen – und der größte Erfolgsfaktor für nachhaltige Arbeitgeberattraktivität.

#lessonslearned

Ideenmonster
  • Interne Arbeitgebermarke reduziert Kosten: Gut gelebtes internes Employer Branding senkt Fluktuation, Fehlzeiten und Rekrutierungskosten nachhaltig.
  • Mitarbeitende sind der größte Hebel: Zufriedene und engagierte Mitarbeitende werden zu wertvollen Markenbotschafter:innen und stärken die Arbeitgeberattraktivität von innen heraus. Retention ist also wichtiger als Recruiting.
  • Langfristige Wirkung durch Kontinuität: Die Wirkung interner Maßnahmen wächst über die Zeit – und zahlt sich wirtschaftlich messbar aus.

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Über uns.

YeaHR! hilft, (internationale) Arbeit­geber­marken zum Strahlen zu bringen, schwierige Recruiting-Heraus­forde­rungen zu lösen und intern Kommunikation und Change voranzutreiben. Dabei ist uns (fast) keine Heraus­forderung zu groß. Deswegen sagen wir: Challenge accepted!