Employer Branding eine Zeitreise durch die letzten 10 Jahren

Employer Branding im Wandel: Eine Zeitreise durch die letzten 10 Jahre

Employer Branding ist gekommen, um zu bleiben. Und doch hat sich kaum eine Disziplin in HR in den letzten zehn Jahren so stark verändert – in ihrer Bedeutung, ihrer Tiefe und ihrer Wirkung. Wer heute über Arbeitgeberattraktivität spricht, spricht nicht mehr über bunte Benefits oder Hochglanzkampagnen. Sondern über Haltung, Identität und Kultur.

Vom schönen Schein zur strategischen Relevanz (2015 - 2020).

Noch vor 10 Jahren war Employer Branding für viele Unternehmen vor allem Kosmetik: Karriereseiten wurden „aufgehübscht“, Stellenanzeigen mit Hochglanzbildern versehen und Testimonials auf Social Media gepostet. Employer Branding war oft ein verlängerter Arm des Recruitings – und entsprechend taktisch gedacht.

Doch parallel liefen Entwicklungen, die das Spielfeld für HR grundlegend verschoben:

Der Fachkräftemangel als Dauerbrenner:
Bereits 2015 lag der Engpass laut WifOR Institute bei rund 3 Millionen Arbeitskräften. Ende 2018 erreichte die Zahl offener Stellen in Deutschland mit 1,46 Millionen ein Rekordhoch. Besonders betroffen: Pflege- und Sozialberufe, Handwerk und IT. Für HR bedeutete das: Nur wer als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird, hat überhaupt eine Chance am Arbeitsmarkt – damals wie heute.

Die Digitalisierung als Transparenz-Turbo:
Prozesse wurden automatisiert, Bewerbungen kamen digital, Kommunikation wurde schneller – und öffentlich. Bewertungsportale wie Kununu und Glassdoor, Social Media oder Karriereseiten machten Arbeitgeber sichtbar. Employer Branding war keine Kür mehr, sondern Pflicht.

Neue Arbeitsmodelle als Erwartungs-Katalysator:
Flexibilität, Homeoffice, hybrides Arbeiten – das klassische Bild vom Arbeitsplatz begann zu wanken. Der Anspruch verschob sich: Ein attraktiver Arbeitgeber bietet nicht nur Aufgaben, sondern Sinn, Flexibilität und Kultur.

Employer Branding ist kein Schönheitsfilter, sondern ein Spiegel der Kultur. Wer nur aufpoliert, was nach außen glänzen soll, verspielt das Vertrauen innen. Denn die besten Kampagnen verpuffen, wenn sie nicht auf gelebten Werten basieren. Was zählt, ist die Substanz hinter dem Schein.

Franziska, Employer Brand Strategist bei YeaHR!

Corona als Wendepunkt und die „Identitätskrise“ von HR (2020 - 2022).

Dann kam 2020. Die Pandemie stellte die Arbeitswelt auf den Kopf – und HR gleich mit. Sie veränderte das Selbstverständnis von Arbeitgebern fundamental. Sicherheit, Sinn und Zusammenhalt wurden zu zentralen Werten. Und plötzlich zeigte sich: Wer eine echte Arbeitgebermarke hatte und diese intern gelebt hat, konnte sie jetzt zum Leuchten bringen. Wer nicht, verlor Vertrauen.

Corona war Katalysator und Stresstest zugleich. Unternehmen, die Employer Branding nicht intern verankert hatten, gerieten ins Straucheln. HR wurde zur zentralen Instanz für die Arbeitgeberpositionierung. Doch was viele als Verschnaufpause interpretierten, war nur die Ruhe vor dem Sturm – eine Erkenntnis, die sich heute bestätigt.

Im selben Zeitraum veränderte sich auch die Rolle von HR grundlegend:
Immer mehr Abteilungen nannten sich „People & Culture“ oder „People Operations“. Die Intention war klar – und richtig: Mitarbeitende und Kandidat:innen nicht länger als „Ressourcen“ zu betrachten, sondern als tragende Persönlichkeiten der Organisation, deren Potenziale gefördert und deren Kultur aktiv gestaltet werden muss.

Doch dieser Wandel birgt auch eine Gefahr: Wenn „People & Culture“ nur auf dem Türschild steht, ohne dass Haltung, Mindset und Prozesse sich mitverändern, bleibt es Etikettenschwindel. Eine reine Umbenennung kann HR sogar schwächen, wenn keine echte Transformation folgt.

Die Chance: Dort, wo People & Culture nicht nur auf dem Türschild steht, sondern die neue Rolle auch mit Substanz gefüllt wird, gestalten People & Culture-Teams heute aktiv Unternehmenskultur, moderieren Feedbackprozesse, stärken Führung und werden zu Treibern strategischer Entwicklung.

Für HR wurde Employer Branding damit endgültig zu echter Kulturarbeit.

HR in der Dauerkrise (2023 - 2025).

Und wo steht HR heute? Viele HR-Abteilungen agieren im Krisenmodus: Inflation, geopolitische Spannungen, Energiepreise – und ein Fachkräftemangel, der nicht verschwindet, sondern sich weiter zuspitzt. HR agiert oft unter Dauerbelastung und Unsicherheit.

Diese Situation führt dazu, dass HR eher reaktiv handelt – statt strategisch zu gestalten. Employer Branding wird dann zur Notlösung und bedarfsorientiert eingesetzt: wenn der Recruiting-Druck steigt und dringend neue Talente gesucht werden. Doch dieses Verständnis greift viel zu kurz und kann langfristig teuer werden. Employer Branding ist keine kurzfristige Antwort auf leere Bewerbenden-Listen, sondern ein langfristiger Teil der Unternehmensstrategie.

Was außen wirken soll, muss innen wachsen. Employer Branding beginnt nicht im Marketing, sondern in der Haltung, im Miteinander und in der Führung. Nur wer die eigene Kultur ernst nimmt, kann sie authentisch nach außen tragen. Alles andere ist gut gemeinte Fassade.

Franziska, Employer Brand Strategist bei YeaHR!

Dabei ist genau das jetzt gefragt: ein Umdenken. Employer Branding darf nicht bloß Kommunikation sein. Es ist Haltung. Kulturarbeit. Und Mitarbeiterbindung. Denn wer bestehende Mitarbeitende hält, stärkt automatisch seine Wirkung nach außen. Nicht umsonst gilt: Intern beginnt, was außen wirken soll.
Studien belegen, dass die emotionale Bindung zum Unternehmen so gering ist wie nie. Für HR heißt das: Jetzt ist die Zeit zu handeln. Nicht kosmetisch. Sondern kulturell.

Die letzten zehn Jahre haben gezeigt: Wer sich klar positioniert, mutig kommuniziert und intern verankert, gewinnt langfristig. Und die nächsten zehn Jahre? Die gehören denen, die jetzt den nächsten Schritt gehen.

#lessonslearned

Ideenmonster
  • Employer Branding beginnt innen. Und jetzt ist der richtige Zeitpunkt: Employer Branding ist kein Projekt. Kein Kampagnenpaket. Kein Recruiting-Zusatz. Es ist ein strategischer Hebel – für HR, für Kultur, für Unternehmenserfolg.
  • Authentizität schlägt Perfektion: Die letzten Jahre haben gezeigt, dass Kandidat:innen und Mitarbeitende echte, auch ungeschönte Einblicke in die Unternehmensrealität schätzen. Hochglanz-Kampagnen wirken zunehmend unglaubwürdig – ehrliche Kommunikation über Herausforderungen und Entwicklungswege baut hingegen Vertrauen auf.
  • Employer Branding ist Führungsaufgabe: Erfolgreiche Arbeitgebermarken entstehen nur, wenn das Thema in der Geschäftsführung verankert ist und von Führungskräften aller Ebenen gelebt wird. HR kann moderieren und unterstützen – aber ohne echtes Leadership-Commitment bleibt Employer Branding Fassade.
  • Konsistenz entscheidet über Glaubwürdigkeit: Was nach außen kommuniziert wird, muss innen erlebbar sein. Die größte Gefahr für Employer Branding liegt in der Diskrepanz zwischen Versprechen und Realität.
  • Daten ermöglichen strategische Entscheidungen: Moderne Employer-Branding-Arbeit braucht Messbarkeit – von Mitarbeiterzufriedenheit über Bewerbungsqualität bis hin zu Kündigungsmustern. Nur so wird aus Gefühl Strategie.

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